Bevor wir zum Anlegen eines eigenen Grimoires kommen, möchte ich dir gerne erst mal allgemein erklären was ein Grimoire ist, woher es kommt und was es beinhaltet, damit du eine ungefähre Vorstellung davon bekommst, worüber wir hier eigentlich sprechen.
· Das Grimoire ·
Was ist ein Grimoire?
Das Grimoire [gesprochen: Grie-mo-ahr] , auch Buch der Schatten genannt, ist eine Ansammlung an Wissen zu magischen Themen, gebunden in einem Buch. Man könnte es auch Zauberbuch nennen. Persönlich finde ich, dass Buch der Schatten irgendwie einen negativen Klang hat, daher werde ich definitiv Grimoire als Bezeichnung nutzen, aber du kannst es nennen wie du möchtest. ?
Woher kommt das Grimoire?
Ursprünglich wurde das Wissen unter Hexen mündlich weiter gegeben. Später haben die einzelnen Coven (Zirkel) ihr Wissen in Büchern nieder geschrieben, welche sowohl altes als auch neues Wissen sammelten. Diese Bücher wurden von Generation zu Generation weiter gegeben und ergänzt.
Was ist in einem Grimoire enthalten?
In einem Grimoire findet man von Astrologie bis hin zu Zaubersprüchen jedwedes Thema, das mit Magie in Zusammenhang steht. Anleitungen für Bannsprüche, zur Herstellung von Talismanen, aber auch Zaubertränke, Kräuterwissen, Rezepte und vieles mehr.
Ein Grimoire ist so vielfältig wie der Coven/die Hexe selbst. Denn es richtet sich nach den Interessen/Schwerpunkten, mit denen sich jene beschäftigen.
Muss man ein Grimoire führen?
Nein, muss man nicht. Aber es kann sehr nützlich sein, um Informationen die man sich erarbeitet hat, zu verarbeiten und gerade später, wenn man darauf zurück greifen möchte, schneller zu finden. Recherchen sind zeitaufwändig, daher solltest du rein aus Effizienzgründen deine gesammelten Informationen zusammen tragen.
· Dein eigenes Grimoire ·
Als ich anfing mich für dieses Thema zu interessieren, habe ich recherchiert und recherchiert und war völlig überwältigt von dem Aufwand, den so manche Hexe in ihrem Grimoire betreibt. Viele haben ihre Bücher sogar selbst gebunden und wirklich äußerst aufwändig gestaltet. Ich war buchstäblich eingeschüchtert und habe mich nicht getraut mein eigenes zu beginnen. Und mit dieser Erfahrung bin ich nicht allein, daher möchte ich in diesem Beitrag eine einfache Hilfestellung geben, damit du direkt starten kannst, ohne Überforderung.
Wann beginne ich ein Grimoire?
Beginne am besten so früh wie möglich eines zu führen und es nicht zu sehr zu zerdenken. Intuition ist eine der wichtigsten Gaben, die eine Hexe mit sich bringt und diese solltest du nutzen.
Wie sieht ein Grimoire aus?
Heutzutage kann ein Grimoire eigentlich jede Form annehmen. Du könntest natürlich einen großen Wälzer nutzen, handgebunden mit Lederklappe und Edelsteinen verziert, ein ganz einfaches Notizbuch, einen Ordner oder Binder, ein Programm auf deinem Computer oder Handy, Karteikarten… die Möglichkeiten sind mannigfaltig. Höre in dich hinein und versuche heraus zu finden, welche Form zu dir passt.
Es bringt nichts einen großen Wälzer nutzen zu wollen, wenn du eigentlich eher eine Tech-Witch bist, die moderne Hilfsmittel (PC, Handy, Apps, etc.) nutzt und eigentlich nie handschriftlich arbeitet. Das gleiche gilt natürlich auch andersherum. Verbiege dich nicht! Dieses Grimoire ist DEINES. Niemand anders wird es zu Gesicht bekommen, wenn du es nicht willst. Tob dich aus, lebe es aus, gestalte es nach deinem Gusto.
Mögliche Formen eines Grimoires:
Damit du eine Vorstellung von den Möglichkeiten bekommst, habe ich dir hier einige zusammen getragen, solltest du noch andere Varianten kennen, dann teile uns das gerne mit, damit wir es hier erweitern können. ?
Das klassische Grimoire, wie man es aus Filmen kennt, ist ein gigantisches Buch mit Ledereinband, hübsch verzierten Einträgen, meist thematisch zusammen gefasst und das Gesamtwerk an Wissen, das eine Hexe oder ein Zirkel aufzubieten hat. Oft werden diese von den Hexen selbst hergestellt, um sie zu individualisieren und an den Inhalten anzupassen.
Pro
- definitiv etwas für’s Auge, das man herzeigen kann
- thematisch zusammen gefasst
- kreativ ausleben
- durch vorangegangene Planung des Inhaltes, wird dieser mehr gefiltert
Contra
- schwer, aufgrund seiner Größe und seines Umfangs
- daher vermutlich immer am gleichen Ort, sprich ein Tischlieger
- muss vorab geplant werden, damit die einzelnen Themen genug Platz für ihren Inhalt finden
- oder selbst gebunden, nachdem die Inhalte geschrieben wurden
- vorherige Planung ist zeitaufwändig
Beispiel:
Ein gutes Beispiel hierfür wäre das Grimoire aus Charmed oder aus Duell der Magier.
Ein chronologisches Grimoire spiegelt deinen Werdegang wieder, da es von vorne nach hinten durchgeschrieben wird. Dies kann sich über mehrere Bücher erstrecken. Hier wird nicht nach Themen getrennt, sondern einfach das festgehalten, was einen gerade beschäftigt oder was man gerade gelernt hat.
Pro
- Prozess nachvollziehen
- keine Planung notwendig
- keine Platzbegrenzung, da durch neue Bücher erweiterbar
- an keine Formalien gebunden, gut zum Experimentieren
Contra
- keine Ordnung bzw. Struktur
- kann leicht chaotisch werden
- unter Umständen mehrere Bücher, auf die das Wissen aufgeteilt ist
Wenn du zwar gerne deinen Werdegang verfolgen möchtest, aber dennoch etwas Ordnung brauchst, dann kannst du auch jedem (größeren) Thema ein eigenes Buch widmen. So behältst du eine gewisse Grundordnung bei, trotz chronologischer Führung.
Pro
- Ordnung durch Thematisierung
- Werdegang bleibt nachvollziehbar
- viele Experimentiermöglichkeiten
- sollte man öfter unterwegs sein und sein Grimoire zum Beispiel mitnehmen, dann ist es möglich nur die relevanten Bücher bzw. Informationen mitzunehmen, die man für das Projekt an dem man arbeitet benötigt (z. B. Tarotjournal, Kräuterkunde o. ä.)
Contra
- Wissen auf mehrere Bücher aufgeteilt
- kann leider auch unübersichtlich werden
- benötigt viel Platz, da es dennoch ein ganzes Buch ist, auch wenn nur ein Eintrag darin steht und das auf mehrere Bücher hochgerechnet erhöht den Platzbedarf
- erhöhter Ressourcenbedarf
- es besteht die Möglichkeit, dass ein Teil leichter verloren geht oder in die falschen Hände gerät, als bei einem einzelnen Gebinde
Wenn du gerne die Themen kategorisieren möchtest, und flexibel sortieren, dann eignen sich hierfür am besten Ordner, Binder oder auch Karteikarten, die du durch ein Register unterteilen kannst. Du kannst hier eine chronologische Reihenfolge beibehalten, aber natürlich auch z. B. nach dem Alphabet die Einträge ordnen.
Pro
- strukturiertes Gesamtwissen
- flexibelstes analoges Informationsmanagement
- kann nach dem Schreiben des Eintrags noch sortiert werden
- um einiges platzsparender als die thematische Variante, zumal man den Inhalt besser filtert
Contra
- bei Ordnern: Lochung der Blätter kann, bei viel Nutzung, reißen
- Gefahr Informationen zu verlieren, weil es im Endeffekt dennoch nur eine Zettelwirtschaft ist
Beispiel:
Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür wäre, auch wenn es ein Jäger-„Grimoire“ ist, der Binder von Sam und Deans Vater aus Supernatural.
Digital hast du einige Möglichkeiten. Von Google Drive bis hin zu Witch-Apps. Du kannst protokollieren, Einträge erstellen, sortieren, kategorisieren und zusätzlich die Umwelt schonen, weil du weniger Ressourcen verbrauchst, allerdings benötigst du dafür auch ein technisches Device wie ein Handy oder einen PC.
Pro
- wenn online geführt, dann von überall Zugriff
- Ressourcenschonender
- flexibelstes Informationsmanagement
- sehr wandlungsfähig und jederzeit anpassbar
- leichtere Analyse deiner Inhalte
- unbegrenzte Wissensdatenbank
- Querverlinkungen
- platzsparend, zumindest im analogen Sinne
Contra
- technisches Device benötigt (PC, Handy, Tablet)
- kann unter Umständen teuer werden, wenn man spezielle Apps oder Devices nutzen möchte
- angewiesen auf Akkulaufzeiten/Strom und evtl. Internet
- Backups sollten regelmäßig gemacht werden, falls Festplatten ausfallen oder zum Schutz vor versehentlicher Löschung
- Gefahr die zusammengetragenen Informationen ungefiltert abzuspeichern
- Lernen durch Schreiben fällt weg
Natürlich hält dich niemand davon ab, einfach alles zu nutzen und so zu kombinieren wie du es für dich benötigst. So kannst du zum Beispiel deinen Werdegang chronologisch führen und später aus den gesammelten Informationen ein klassisches Grimoire erstellen. Ein Journal für deine regelmäßigen Tarotlegungen schreiben und eine App für das erfassen der Mondphasen und deren Bedeutung. Alles ist möglich!
Pro
- höchste Flexibilität
- sehr anpassungsfähig
- passt perfekt ins moderne Leben
- unzählige Experimentiermöglichkeiten
Contra
- über viele Orte verteilt
- aufwändiger zu führen
- kann unübersichtlich werden
Beispiel:
- Karteikarten für Rezepte und Hausmittelchen
- Notizbuch für Journaling (Tarot, Runen, Meditation, …)
- App zum Mondzyklus tracken
- Binder für Basiswissen, Rituale, Legungen u. ä.
- Pinterest-Pinnwände für Rezepte, Tarot-Spreads u. ä.
Was darf alles in ein Grimoire?
Einfache Antwort: Alles! Wirklich alles was dich beschäftigt. Selbst ein Traum- oder Gefühlstagebuch kann dort seinen Platz finden. Ich sage es hier gerne noch mal:
Es ist dein Grimoire, alles was dich beschäftigt und interessiert hat ein Anrecht darauf, dort einen Platz zu finden. Solange DU es für relevant hältst, ist es dort richtig aufgehoben.
Dennoch möchte ich dir ein paar Ideen mit auf den Weg geben, damit du nicht von der Informationsflut des Internets überhäuft wirst. Mögliche Themen in deinem Grimoire könnten sein:
- Jahreskreisfeste
- Tarot-/Orakelkarten & Legungen
- Kristallkunde
- Meditationen
- Rituale
- Bräuche
- Herbarium
- Nachhaltigkeit
- Rezepte
- Runen & Runenorakel
- Pendeln
- Sigillen
- Zaubersprüche
- Zaubertränke & -tinkturen
- Traumdeutung
- Schamanismus
- Mondmagie
- Astrologie
- Werkzeuge
- diverse Journale (Tarot, Pendeln, Runen, Träume, …)
- auch immer gut: ein Glossar
- und vieles vieles mehr…
Und mit was beginne ich nun mein Grimoire?
Es gibt kein spezielles Thema mit dem man beginnen muss, wie es vielleicht beim Erlernen von Sprachen oder Instrumenten der Fall ist. Suche dir einfach ein Thema aus, das deine Aufmerksamkeit auf sich zieht und beginne mit deiner Recherche. Sobald du in ein Thema eingetaucht bist, wird es dich automatisch auch in weitere Themen ziehen. Manche werden dir interessanter erscheinen als andere. Folge deiner Intuition und lass dein Grimoire daran wachsen.
Muss ich eine gewisse Form wahren?
Nein. Auch hier gibt es keine Regeln. Tob dich aus. Sei kreativ, gestalte jede Seite aufwändig, wenn dir danach ist oder halte es ganz minimalistisch. Mach es von Thema zu Thema oder von einem Eintrag zum anderen ganz anders. Lass dein Selbst in dieses Buch einfließen und lerne dich dadurch noch besser kennen. Du wirst staunen, was du alles allein durch das Führen eines Grimoires über dich lernst.
Und jetzt wünsche ich dir, ganz viel Spaß beim Anlegen deines eigenen Grimoires. Falls du noch Fragen oder Anregungen hast, lass es uns gerne wissen. ?
Schön beschrieben! 🙂
Und ich finde, diesen Aspekt hier kann man gar nicht genug betonen: „Verbiege dich nicht! Dieses Grimoire ist DEINES. Niemand anders wird es zu Gesicht bekommen, wenn du es nicht willst.“ – Ich sehe mein Grimoire mehr als Notizbuch, also ein alltägliches Werkzeug, als ein wer weiß wie besonderes Buch, das ich am besten nur mit Handschuhen anfasse.
Liebe Grüße
Black Wolf
Vielen Dank Black Wolf. ?
Es war für mich die wichtigste Lektion die ich zu lernen hatte. Aufgrund dieser Verunsicherung habe ich mit meinem viel zu spät angefangen und deswegen konnte ich das auch nicht für mich behalten.
Liebe Grüße
Barbara